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Dienstag, 29. November 2016

Upload: Ugly & Pretty Stories

Gut, die Titel sind scheiße. Aber an sich passen sie, denn meine alten Kurzgeschichten lassen sich wirklich überwiegend in eine von zwei Kategorien einordnen: Düster-grotesk oder herzerwärmend-pathetisch. Und beides meistens viel zu sehr.

Ich erwähnte im letzten Post ja bereits, dass ich meine alten Sachen nicht verstauben lassen will. Und da da hat sich das Hochladen als Sammlung einfach angeboten. Im englischsprachigen Raum hat das Wattpad ja durchaus den Ruf, dass die durchschnittliche Qualität der dort veröffentlichten Geschichten ... nun ja, zu wünschen übrig lässt. Also fühl ich mich da mit meinem alten Kram ganz gut aufgehoben und hab eine hübsche Sammlung, auf die ich zurückblicken kann um zu sehen, wie ich mich entwickelt habe. Wer mag, kann ja mal vorbeischauen: >>Hässliche<< und >>hübsche<< Geschichten. Und weil ich nich so sein will, poste ich auch gleich mal einen Ausschnitt aus einer Geschichte, die vielleicht noch nicht jeder kennt. Nein, ich versuch euch doch nicht zu ködern. Ich doch nicht. Tehe. Ich distanziere mich aber ausdrücklich von meiner Protagonistin. Ich gebe ihr nicht in allem Unrecht, aber ihre Sichtweise ist mir dann doch etwas zu extrem.

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„Ach, Oma“, seufze ich. Du hast doch auch keinen Bock mehr, will ich sagen. Du willst doch auch kein Gemüse mehr sein. Ich will versprechen, dass ich es beenden werde. Ich will die verfluchte PEG herausreißen und die ganzen Geräte, die dich am Leben erhalten, in ihre Einzelteile zerlegen. Ich will dir drei Liter Wodka in die PEG kippen statt brauner Nahrung und zehn Gramm Heroin in die Vene rammen statt isotonischer Kochsalzlösung, und das gesamte miefende Zimmer mit Opiumrauch füllen, der sämtliche Empfindungen, die du noch haben könntest, einfach verschwinden lässt. Ich will diesen Raum dem Erdboden gleichmachen, und ich will dich mit Drogen vollpumpen, bis dein Gemüseherz endlich aufhört zu schlagen und deine Gemüselungen aufhören zu gurgeln und dein Gemüsehirn nichts mehr wahrnimmt, nicht die stinkende Luft, nicht die stinkenden Windeln, die mehrmals am Tag gewechselt werden müssen, nicht das stinkende Sekret, das aus dir herausgesaugt wird, und erst recht nicht die Schmerzen, die du nicht einmal mehr durch Wimmern kundtun kannst.

Ich will, dass du endlich schlafen kannst. Damit ich mich vielleicht noch an einen Menschen erinnern kann und nicht an ein halbtotes Gemüse. 


Die sich öffnende Tür und die dumpfen Schritte der Krankenschwester, die das Zimmer betritt, holen mich zurück in die Realität und ich frage mich, ob ich das überhaupt darf. Was mir das Recht gibt, so etwas zu denken. Wie ich mir anmaßen konnte, auch nur in Gedanken von Zeiten zu sprechen, in denen Oma ein Mensch war. Sie ist es doch noch immer, und sie hat es verdient, wie ein Mensch behandelt zu werden und nicht wie ein Gemüse. Vielleicht bin ich nicht besser als meine Mutter, die ebenfalls denkt, am besten beurteilen zu können, was sie wirklich will und was am besten für sie ist.

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